Mit diesem Artikel möchten wir sowohl Fotografen als auch Cosplayern einige Tipps und Tricks aus unserer eigenen Erfahrung an die Hand geben. Dabei richtet sich der Artikel hier explizit an Anfänger. Viele dieser Tipps lassen sich auch außerhalb der Cosplay Fotografie einsetzen, sie stammen auch meist aus anderen Bereichen der Fotografie.
Wir verzichten hier an dieser Stelle auf viele Grundlagen der Fotografie, da sie schon 1000 Mal aufgeschrieben wurden und wir lieber direkt los legen wollen!
Das richtige Equipment
Steigen wir mit der Frage ein was man als Cosplayfotograf so alles an Ausrüstung haben sollte. Hier gibt es kein Muss, denn im Zweifelsfall kann man auch ohne teures Equipment ausreichend schöne Fotos zaubern. Es wird euch oftmals aber mit einer Spiegelreflexkamera leichter fallen als mit dem Smartphone. Diese Kameras sind heute für den Anfang auch im Einsteigersegment völlig ausreichend und ihr werdet lange Spaß damit haben. Wichtiger sind die verwendeten Objektive!
Wenn ihr bereits eine entsprechende Kamera besitzt sollte als Grundausstattung ein Portraitobjektiv her. Jetzt ist es im Bereich Cosplay gar nicht so einfach euch eine bestimmte Brennweite zu nennen. Mit den meist reicht günstigen 50mm Objektiven macht ihr zum Einstieg nichts falsch. Diese bieten eine gute Schärfe und mit der maximalen Blende f1.8 könnt ihr euer Motiv wunderbar freistellen, also den Hintergrund verschwimmen lassen.
Wenn ihr Kampfposen fotografieren wollt kann es aber auch Sinn ergeben ein Weitwinkelobjektiv zu nutzen. Normalerweise verzerren diese Proportionen bei Menschen recht stark wenn ihr nah heran geht. Wenn es aber eben um eine solche spezielle Pose geht kann euch das helfen diese möglichst effektvoll abzubilden.
Dazu kann es nie schaden einen Reflektor dabei zu haben. Mit einem faltbaren günstigen Modell kommt ihr anfangs schon Mal gut zurecht. Noch unabhängiger vom vorhandenen Licht seid ihr mit einem Blitz. Ihr solltet auf keinen Fall den Blitz der Kamera verwenden, dieser ist einerseits zu schwach und andererseits blitzt er direkt von vorne, was das Bild langweilig macht. Aufsteckblitze kosten ab 50€ und entfalten eine ordentliche Wirkung. Der Umgang damit benötigt aber etwas Übung. Gerade in Innenräumen kommt ihr allerdings oft nicht um einen Blitz herum.
Es dreht sich alles um das Licht!
Wir fotografieren selbst ohne Hilfsmittel. Also mit dem vor Ort verfügbaren Licht. Es ist auch wichtig sich über die Bedeutung des Lichts im Klaren zu sein. Das klingt vielleicht banal, ist aber der Kern und die hohe Kunst der Fotografie. Das perfekte Licht macht aus einem durchschnittlichen Foto ein wunderschönes und unvergessliches machen. Ihr müsst lernen das Licht zu verstehen. Wo kommt es her? Was um euch beeinflusst das Licht? Wie nutze ich es optimal? Auch wir sind hier noch lange nicht durch mit Lernen.
Euer Motiv, der Cosplayer oder die Cosplayerin ist in den meisten Fällen euer Hauptmotiv und sollte deshalb auch perfekt belichtet sein. Vermeidet vor allem harte Schatten um die Augen und versucht sie zum Strahlen zu bringen. Denn die Augen sorgen dafür, dass ein Foto lebendig wirkt. Sie transportieren Emotionen und ziehen uns magisch an.
Natürlich könnt ihr eurem Model nicht einfach die volle Ladung Licht ins Gesicht knallen. Denn das blendet sie oder ihn und führt zum genauen Gegenteil dessen was ihr erreichen wollt.
Die richtige Location
Häufig macht man den Fehler erst die Location zu wählen und dann zu schauen wie man aus der Situation das Beste heraus holt. Umgekehrt geht es meist viel einfacher. Sucht euch einen Ort mit gutem Licht, das euer Model optimal ausleuchtet. Denn meistens ist die Location bzw. der Hintergrund am Ende doch nur Beiwerk. Achtet aber insofern auf die Umgebung, dass ihr eventuell eine große weiße Wand oder ein helles Auto habt was die nötige Portion Extra-Licht auf euer Model wirft.
Dank eines solchen natürlichen Reflektors hebt sich euer Foto nämlich schnell vom Einheitsbrei ab. Bedenkt auch, dass alle Oberflächen in irgendeiner Weise Licht reflektieren. Deshalb solltet ihr zum Beispiel Gras als Untergrund meiden. Ich weiß, dass es im wunderschönen Park schnell verführt es doch zu nutzen, aber ihr bringt damit grünliches Licht auf euer Model! Und Grün lässt uns immer etwas kränklich wirken.
Der Hintergrund
Gerade der Hintergrund ist so eine Sache. Man möchte das imposante Schloss unbedingt im Hintergrund haben. Zu Hause ist die Enttäuschung groß, denn das unscharfe Schloss wirkt im Hintergrund unruhig und lenkt vom Motiv ab. Außerdem habt ihr vor lauter Hintergrund euer Cosplay Model nicht gut ausgeleuchtet. Sucht euch lieber einen ruhigen Hintergrund und konzentriert euch auf das Model.
Wenn ihr eine größere Geschichte erzählen möchtet und der Hintergrund und alle sonstigen Elemente für das Bild wichtig sind achtet stets darauf, dass die wichtigsten Elemente auch so in Szene gesetzt sind. Es darf einfach nicht zu viel los sein was von den wichtigen Elementen ablenkt.
Oben hatten wir ja bereits festgestellt, dass Licht in Innenräumen meist eine schwierige Angelegenheit ist. Ihr könnt euch aber am einfallenden Licht eines Fensters orientieren zum Beispiel. Hier bekommt ihr, wenn das Licht nicht direkt drauf knallt, eine wunderbare weiche Lichtquelle.
Posing für Cosplayer leicht gemacht
Mit dem Posing tun sich viele Fotografen und auch Models schwer. Auch wir wussten anfangs nicht so richtig wie wir das angehen sollen. Dann fingen wir an Posen auswendig zu lernen, das war aber auch nicht so optimal. Denn wenn man nicht versteht warum eine Pose interessant oder gut wirkt wird es schwer sie richtig einzusetzen oder der Situation anzupassen.
Man kann es sich natürlich leicht machen und die ikonischen Posen des Charakters nachstellen. Das gehört ja auch dazu und darf gerne Teil eines Shootings sein. Allerdings haben vor euch schon unzählige Menschen das gleiche Bild gemacht. Richtig spannend wird es das Cosplay in neuen nachvollziehbaren Momenten fest zu halten.
Posing ist auch nichts schlimmes und macht richtig Spaß wenn man das System dahinter verstanden und verinnerlicht hat. Deshalb möchte ich euch ein Paar Techniken ans Herz legen. Wichtig ist, dass ich mich hierbei jetzt allein auf Posing für weibliche Charaktere beziehe. Ich habe bisher keine männlichen Charaktere geshootet.
Körperspannung
Das wichtigste Element einer guten Pose ist die Körperspannung. Sie ist deshalb wichtig, damit ihr nicht wirkt wie ein nasser Sack. Egal ob ihr Kraft und Energie oder Anmut und Eleganz vermitteln wollt. Das funktioniert nur wenn ihr die nötige Spannung im Körper habt. Die Halswirbelsäule sollte gerade gehalten werden. Die Brustwirbelsäule ist meist der Grund für komische Posen. Auch dieser Teil der Wirbelsäule muss gerade sein, aber das reicht noch nicht, ihr müsst ihn etwas strecken für die optimale Wirkung.
Zuletzt werfen wir einen Blick auf die, hinter der Hüfte liegende, Lendenwirbelsäule. Das ist der spannende Bereich der euch elegant wirken lässt. Dafür braucht es Schwung. Auch hier reicht die natürliche Schwingung einer gesunden Wirbelsäule noch nicht aus, ihr müsst wieder etwas mitarbeiten für den perfekten Schwung. Ob ihr die Lendenwirbelsäule richtig haltet könnt ihr testen wenn ihr euch gerade an eine Wand stellt. Wenn im entsprechenden Bereich eine Lücke ist macht ihr alles richtig.
Gewichtsverlagerung
Hier kommt es stark auf euren Charakter an, denn manche stehen nun mal wenig vorteilhaft da. Wir gehen hier aber immer vom Allgemeinen aus. Deshalb ist es meist nicht optimal beide Füße im Gleichgewicht nebeneinander stehen zu haben. Eine leichte Gewichtsverlagerung und Beine überkreuzen sorgen für eine interessantere Wirkung.
Verschiedene Wirkungen durch Kopfpositionierung
Es macht in eurer Wirkung einen großen Unterschied ob ihr euren Kopf gerade haltet oder leicht seitlich legt. Den Kopf direkt auf die Kamera zu richten oder davon abgewandt zu halten verstärkt die jeweilige Wirkung noch. Zu guter Letzt könnt ihr auch den Kopf selbst direkt zur Kamera richten oder etwas weg davon. Das Gleiche könnt ihr zusätzlich noch mit euren Augen machen. Indem ihr direkt in die Kamera blickt oder eben weg davon könnt ihr eure Wirkung noch etwas fein justieren. Probiert es mal am Spiegel aus.
Wohin mit den Händen?
Das ist eins der größten Fragezeichen beim Posen. Es gibt aber ein Paar einfache Regeln für eure Hände und auch die Arme. Vermeidet möglichst Symmetrie bei den Händen, haltet sie etwas versetzt. Bei den Armen solltet ihr recht Winkel vermeiden, außer sie sind als künstlerisches Element gewollt. Das kann zum Beispiel als Rahmen funktionieren um das Gesicht zu betonen. Wenn ihr eure Arme nach unten hängen lasst legt sie nicht an den Körper an sondern bildet eine Lücke dazwischen. Das betont eure Figur äußerst vorteilhaft. Gleichzeitig verkrampft euch an Armen und Händen nicht, das sieht man auf den Fotos. Oft reicht es auch schon einen Arm zu positionieren, dann darf der andere auch mal hängen.
Ihr müsst mit den Armen auch nicht wild herum fuchteln. Probiert doch mal aus mit einer Hand euer Kleid bzw. den Rock zu greifen, das bringt direkt Dynamik in das Bild. Auch ein Accessoire wie der Schirm im Bild gibt euch im wahrste Sinne des Wortes Halt und löst das Problem ganz von alleine.
Den richtigen Fokus finden
Dieser Punkt richtet sich eher an die Fotografen unter euch. Je näher ein Körperteil an der Kamera ist desto eher rückt es in den Fokus des Betrachters am Ende. Klassiker sind hier Ellbogen wenn die Arme hoch genommen werden oder die Knie im Sitzen. Ihr könnt entweder die Pose leicht anpassen, damit diese „störenden“ Körperteile nicht mehr hervorragen oder ihr könnt auch einfach den Winkel aus dem ihr das Bild aufnehmt verändern.
Das Foto ist ein gutes Beispiel, euer Blick als Betrachter wird direkt als erstes auf die Gummistiefel die euch das Model entgegenstreckt und dann auf die Hände gezogen. Erst danach kommt das Kleid zur Geltung. Hier gibt es kein richtig oder falsch. Es kommt einfach darauf an was ihr primär zeigen möchtet.
Gruppen und Paare
Für Paare und Gruppe gelten noch einmal besondere Regeln. Fangen wir mit dem klassischen Pärchenshooting an. Hier schauen sich die Models auf Fotos oft direkt an oder zu Mindest in die exakt gleiche Richtung. Das Foto wirkt deutlich lebendiger und weniger gestellt wenn sich die Nasen (auf einer gedachten Linie) kreuzen. Ein weiterer klassischer Fehler ist die mysteriöse Hand. Bei Umarmungen tauchen immer wieder hinter dem Rücken des oder der Umarmten Hände auf. Wenn ihr euch einen solchen Fall anschaut werdet ihr feststellen, das sieht komisch aus. Versucht das zu vermeiden.
Zum Gruppenfoto habe ich einen ganz einfachen Tipp. Lasst das Chaos agieren! Gruppenfotos wirken schnell langweilig wenn alle die gleiche Pose einnehmen. Wenn sich alle Beteiligten ein wenig anders positionieren kommt die Gruppe erst richtig zur Geltung und auch hier wirkt das Foto dann wieder nicht so angestrengt gestellt.
Für die einzelnen Beteiligten an Gruppen- und Pärchenbildern gelten unabhängig auch alle Punkte die ich oben bereits genannt hatte.
Der Sinn hinter allem
Ein weiterer Punkt den ich unabhängig von den Tipps oben nennen möchte ist, euch die Frage zu stellen ergibt das was ich da gerade mache einigermaßen Sinn? Ein Klassiker ist die Kampfpose auf der imposanten Treppe eines Schloss. Was zunächst richtig cool klingt, ist wenn ihr euch das durch den Kopf gehen lasst gar nicht so cool. So eine Treppe ist nicht gerade optimal zum Kämpfen und wäre sicherlich nicht die Wahl eures gespielten Charakters. Jetzt muss man nicht in jeder Situation angestrengt überlegen ob die Kombination aus Pose und Position Sinn ergibt. Dennoch schadet es nicht euer Cosplay in einem schlüssigen Kontext zu präsentieren.
Fotografieren auf Conventions
Conventions sind für Fotografen und Cosplayer natürlich ein richtiges Paradies. Nirgendwo sonst trifft man so viele Gleichgesinnte und findet so viele Möglichkeiten sein Hobby auszuleben. Auch sind viele Locations wie die Dokomi oder die Connichi so gelegen, dass direkt oder in der Nähe des Geländes schöne Fotospots zu finden sind. Problem ist nur oft, dass alle Teilnehmer diese Spots kennen und nutzen wollen. Da wird es schnell eng.
Drinnen in der eigentlichen Location wird es noch viel schlimmer. Meist sind die Messehallen eh nicht besonders schön, aber wir haben ja schon gelernt, dass die Location oft gar nicht so wichtig ist. Dramatisch ist vor allem die Lichtsituation. Die Hallen sind meist extrem dunkel und die verwendeten Leuchtmittel erzeugen gerne einen Farbstich.
Viele Messehallen bieten euch aber helle Verbindungsgänge die je nach Lichteinfall gut geeignet sind für schöne Fotos. Allerdings wirken diese meist sehr steril, was für Charaktere die in einem Fantasysetting zu hause sind natürlich nicht optimal ist.
Passt auf euch auf!
Es lohnt sich vor der Convention einfach mal ein Blick auf die Karte zu werfen wo es in der Nähe oder in der jeweiligen Stadt an sich schöne Orte gibt. Wenn diese nicht um die Ecke liegen sind sie auch nicht so überlaufen. Aber Vorsicht! Geht nicht einfach mit Fremden oder nur schlecht bekannten Menschen mit. Denkt immer an eine Begleitung und teilt auch weiteren Kontaktpersonen mit wo ihr hin geht. Lasst euch zu nichts überreden.
Mehr Bilder und Workshops für euch
Da diese Tipps hier ohne entsprechende Fotos nur halb so gut funktionieren möchte ich diesen Artikel in Zukunft noch etwas mehr mit Leben aus dem bereich Cosplay füllen. Er erscheint trotzdem schon wie er ist, weil sich vieles natürlich auch so erschließt. Ich möchte gerne im Laufe des Jahres in Lübeck ein Paar kostenlose Workshops anbieten um zu schauen ob mir das liegt und euch weiter bringt. Dazu aber bald mehr.
Ein großer Teil der Tipps und Tricks basieren auf den Büchern des von mir sehr geschätzten Fotografen Roberto Valenzuela. Diese Bücher haben mir enorm geholfen die Themen Posing und Licht verstehen zu lernen.
Eine Übersicht über seine Bücher findet ihr hier: Amazon Auswahl Bücher von Roberto Valenzuela (Dies ist ein Amazon Affiliatelink*)
Hier auf der Seite findet ihr auch einen wachsenden Guide zur Lolita Mode. Da lohnt sich auf jeden Fall ein Blick drauf für euch!
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