Mit der bereits achten Generation hat die beliebte Pokémon Reihe den Sprung auf die Nintendo Switch geschafft. Zwar gab es vor den neuesten Ablegern Pokémon Schild und Pokémon Schwert bereits mit Pokémon Lets Go ein Pokémon Spiel auf Nintendos aktueller Konsole, das war allerdings nur ein abgespecktes Remake des Game Boy Klassikers Pokémon Gelb.

Das Pokémon-Problem der Anderen

Die Editionen Schwert und Schild kommen bei der Presse gut an, so vergibt die GamePro sehr starke 91%. Der Metascore steht aktuell bei ordentlichen 81, der User Score allerdings nur bei schwachen 4,1 Punkten. Wo kommt dieser Unterschied her? Zugegeben es kommt heute kaum noch ein großes Spiel auf dem markt das nicht wegen kleinen oder leider zu oft auch großen Problemen mit niedrigen Wertungen von den Spielern abgestraft wird.

Im Falle der achten Generation Pokémon ist die Kritik in Teilen berechtigt, wird allerdings wie so oft geführt als hingen Leben davon ab. Was war passiert? Zum ersten mal sind in einem Pokémon Spiel nicht alle existierenden Pokémon nutzbar. Während in jeder bisherigen Edition nur eine gewisse Auswahl direkt fangbar war, konnten die restlichen Monster zu Mindest per Tausch gesammelt werden. Entwickler Gamefreak begründete den Verzicht vieler beliebter Pokémon damit, dass die Entwicklung des Spiels und insbesondere der Animationen so aufwendig sei. Grundsätzlich nachvollziehbar, denn den meisten Spielern dürfte das relativ egal sein. Sie spielen das Game einmal durch und gut ist.

Hier brodelte es aber bereits bei den Hardcore Pokémon Fans, da diese natürlich versuchen so viele Pokémon wie möglich zu fangen. Wirklich übergekocht ist die Situation allerdings als erste Streamer bei YouTube das fertige Spiel zeigten. Hier zeigte sich plötzlich, dass von den so tollen Animationen nicht viel zu sehen war. Im Gegenteil, es zeigte sich, dass zum Teil die Animationen der Vorgängeredition Sonne und Mond einfach übernommen wurden. Schnell stand der Vorwurf der Lüge gegen Gamefreak im Raum.

Darüber hinaus stellt sich allerdings auch die Frage warum trotz der viel größeren technischen Möglichkeiten der Nintendo Switch gegenüber dem alten 3DS der Sprung nur so klein ausfällt? Wenn wir es nüchtern betrachten sind Schwert und Schild das übliche Update was wir bisher auf dem 3DS bekommen haben in hoher Auflösung. Dafür ist die neue Galar Region im Rahmen dessen sehr schön gestaltet. Der britisch angehauchte Kontinent ist der bisher schönste was das Design angeht. Das Prinzip des Games macht Spaß wie immer, aber dennoch bin auch ich nicht 100% zufrieden.

Mein persönliches Pokémon-Problem

Natürlich ist die konservative Weiterentwicklung ein verständlicher Schritt. Pokémon ist die absolute Nintendo Cash-Cow, warum hier etwas riskieren? Die Leute kaufen es ja eh wie verrückt. Dem Pokémon Franchise würde hier gesunde Konkurrenz sicher gut tun, leider gibt es keine vergleichbaren Spiele. Nintendo ist auch für dieses vorsichtige Vorgehen gerade in den letzten Jahren bekannt. Was verwundert, da die Hardware selbst immer sehr innovativ daher kommt, wenn auch mit sehr unterschiedlichem Erfolg.

Nintendo zeigt selbst wie es geht

Dass sie Innovation oder Revolution auch bei den Spielen selbst können haben sie aber in dieser Generation mit Zelda Breath of the Wild durchaus bewiesen. Auch wenn das Switch Zelda nur noch wenig mit den alten Klassikern gemein hat spielerisch ist es eins der beste Spiele dieser Konsolengeneration. Und nicht nur das, auch grafisch leistet BotW erstaunliches, denn letztendlich läuft das Open-World Zelda auf einem besseren Tablet und sieht dafür richtig gut aus.

Interessant wird der Vergleich mit dem angesprochenen Pokémon, denn dem Franchise würde genau diese Innovation richtig gut tun. Erste Ansätze sind mit der neuen und recht offenen Naturzone auch schon da. Aber stellt euch vor es gäbe eine echte Open-World wie bei Zelda, die ihr frei erkunden könnt. Überall in der Welt findet ihr spannende Orte und Geheimnisse mit seltenen Pokémon. Das Ganze dürfte meinetwegen auch mit dem bisherigen rundenbasierten Kampfsystem auskommen. Das wäre das Spiel was wir uns damals als Kind schon erträumt haben, als wir auf dem winzigen Gameboy Bildschirm die ersten Teile hunderte Stunden spielten.

Das Ganze ließe sich wunderbar als Service Game aufbauen. Nacheinander können verschiedene Regionen mit den jeweiligen Pokémon freigeschaltet oder gekauft werden. Sowohl die Langzeitmotivation für uns Spieler, als auch der stetige Geldfluss für Nintendo wären sicher. Hier zeigen Spiele wie Monster Hunter World, dass das Konzept funktioniert.

Knackpunkt Schwierigkeitsgrad

Ein weiterer Punkt der mich sogar richtig an Pokémon Schild und Schwert stört ist der extrem niedrige Schwierigkeitsgrad. Da sich Nintendo als Unternehmen für die ganze Familie versteht und die Marke Pokémon gerade bei Kindern auch beliebt ist, kann ich verstehen, dass es nicht zu schwer sein darf. Jedoch gibt es halt auch sehr viele ältere Spieler die seit 1999 dabei sind und meist ein wenig mehr Herausforderung erwarten. Es wäre doch kein großer Aufwand die Schwierigkeit in zwei Stufen anzubieten. Es ist ja nicht wie bei anderen Spielen, dass Pokémon auf den einen Grad ausbalanciert wäre. Es ist einfach nur extrem leicht. Dazu kommt noch die dämliche KI der Gegner, die Attacken anscheinend Großteils willkürlich einsetzt. So könnte mich ein gegnerisches Pokémon in zwei Zügen mit Attacken platt machen, stattdessen erhöht es zwei Mal seine Genauigkeit und wird dann, in der Zwischenzeit, von mir kampfunfähig gemacht.

Die ersten Editionen waren dabei gar nicht so einfach und man wurde auch nicht ständig an die Hand genommen. Auch wenn die komplette Mechanik recht simpel war und mögliche Wege voran zu kommen nicht verzweigt waren, musste man durchaus selbst Dinge herausfinden. Bei den Kämpfen gegen die Top 4 Trainer in der Pokémon Liga zum Schluss biss ich mir Tage lang die Zähne aus. Umso größer war danach die Freude über den Erfolg.

Gebt mir einen optionalen Hardcore Modus mit stärkeren Trainern, weniger Geld als Belohnung und gerne optionale Features wie einem Randomizer. Mit zufällig verteilten Monstern werden die Kämpfe direkt viel spannender. Jetzt ist es so, dass ich in die Feuerarena komme und genau weiß, dass ich diese locker schaffe wenn ich 2 oder 3 Pokémon im Team habe die gegen Feuer effektiv sind. Wenn jetzt aber alle möglichen Elemente auftauchen muss ich tatsächlich clever auf die Situation reagieren und kann auch mal verlieren. Das gehört finde ich auch dazu. Dass das Konzept funktioniert zeigen bereits entsprechend angepasste Versionen für Emulatoren.

Was haltet ihr davon? Muss sich Nintendo mehr trauen und auch auf ältere Spieler eingehen? Lasst gerne einen Kommentar mit eurer Meinung zum Thema da. Werft außerdem gerne einen Blick auf die weiteren Artikel zum Thema Gaming wie Lieblingsorte in Videospielen.