Viele große Blockbuster in der Gaming Industrie zeichnen sich durch schnelle Action aus. Auch wenn die Spielzeiten teils extrem lang sind, es wird höchstens dann mal ruhig wenn man Schwung für das nächste Spannungshighlight holt. Das liebe ich auf jeden Fall immer noch, aber gleichzeitig spiele ich eben auch sehr gerne langsame Spiele.
Langsame Spiele sind Spiele bei denen man auch mal einfach ein bisschen vor sich hin spielt ohne dass ein Highlight das nächste jagt. Das muss nicht weniger Spaß machen, im Gegenteil. Diese Games erlauben einen ganz anderen Blick auf das Geschehen. Während man oft von Location zu Location hetzt, schaut man sich hier genauer um. Meist ist einfach der Weg das Ziel und eben nicht das möglichst effiziente erreichen eines Ziels. Manchmal gibt es auch gar keine festen Ziele, so dass man sie sich selbst setzt. Das Konzept ist für mich perfekt dem hektischen Alltag zu entkommen.
Ich möchte euch eine ganze Reihe dieser langsamen Spiele vorstellen. Es kann durchaus sein, dass diese schnelle Elemente enthalten, aber man kann sie eben dann auch langsam spielen.
Minecraft
Minecraft ist sicherlich der Klassiker in diesem Bereich. Hier kann man sich wie früher beim Lego Kasten einfach ein Fleckchen digitale Erde suchen und drauf los bauen. Dabei könnt ihr zwischen dem Kreativmodus, wo alle Blöcke in unendlicher Stückzahl zur Verfügung stehen und dem Abenteuermodus, wo ihr eure Blöcke zusammensammelt, wählen. Jeder setzt sich sein eigenes Ziel und geht das mit dem eigenen Tempo an. Wenn das Ziel erreicht ist sucht ihr euch ein Neues oder hört einfach auf. Gleiches gilt für das Erkunden. Gerade mit Mods gibt es überall irgendwas in der Welt zu entdecken. Das kombiniert mit dem Sammeln von Rohstoffen ergibt langen Spielspaß. Das völlig ohne Story, die Kämpfe sind auch eher simpel und lassen sich komplett abstellen.
Animal Crossing
Es ist extrem schwer Animal Crossing in ein Genre zu pressen. Die Mischung aus Lebenssimulation und ein wenig Aufbausimulation fesselt trotzdem Millionen Spieler teilweise Jahrelang an die Konsole. Es gibt kein Spielziel, ihr baut im neuesten Ableger der Serie eure Insel auf, kümmert euch um die knuffigen Bewohner und geht allerlei kleinen Tätigkeiten nach. Es gibt immer etwas zu tun ohne dass ihr auch nur irgend etwas davon tun müsst. Kämpfe oder ähnliches gibt es auch keine. Die Faszination erschließt sich voll und ganz aus seiner Langsamkeit.
Mehr zu Animal Crossing erfahrt ihr in unserem großen Artikel zur Reihe: Animal Crossing – das ist Liebe!
Stardew Valley
Mit Stardew Valley haben wir hier sicher einen weiteren Klassiker der langsamen Games. Der Überraschungshit gibt euch die Chance eure eigene kleine Farm aufzubauen. Aber es handelt sich hier nicht einfach um eine Art Farming Simulator. Ihr interagiert in liebevoller Pixeloptik mit den Bewohnern des angrenzenden Dorfs. Dieses Dorf und auch die Menschen die dort leben bergen so einige Geheimnisse die ihr entdecken könnt. Es gibt auch rudimentäre Dungeons mit einfachem Kampfsystem, was weitere Abwechslung bietet. Insgesamt geht es aber eher beschaulich zu, wenn nach dem Aufstehen erst Mal der Hund oder die Katze gestreichelt wird um sich im Anschluss der Farm zuzuwenden.
Das Konzept des Spiels trägt sich erstaunlich gut und lange. Der Entwickler, der das Game als ein Mann Projekt realisiert hat, hat sich genau angeschaut was bei anderen Genrevertretern funktioniert und was ihnen fehlt. Damit bekommt ihr eine Farm Simulation die es nirgends liebevoller gibt und mit absoluter Vielseitigkeit glänzt.
Death Stranding
Death Stranding ist sicherlich eins der umstrittensten Spiele der letzten Jahre. Hideo Kojima hat hier ein Werk abgeliefert was polarisiert, denn böse Zungen behaupten es handelt sich um einen Post Simulator. Ganz unrecht haben diese Kritiker nicht, denn das Liefern von Fracht macht einen bedeutenden Teil der Spielerfahrung aus. Action und Story kommen aber eigentlich nicht zu kurz, sind aber eher pointiert eingesetzt. Interessanterweise gefällt mir persönlich Death Stranding immer dann am Besten wenn ich mit meiner Ladung ganz alleine einen Weg zum Ziel suche. Ich liebe es minutenlang durch die Ödnis des virtuellen Amerikas streife und die Umgebung genieße. Das obwohl dieses Amerika, was eher an Island erinnert, in weiten Teilen recht gleich aussieht. Trotzdem hat es Kojima geschafft eine ganz wundervolle Atmosphäre zu schaffen.
Skyrim
In Skyrim kann man sich wunderbar verlieren und einfach treiben lassen. Dabei findet man an nahezu jeder Ecke irgendetwas interessantes zu entdecken. Egal ob Quests die mal mehr mal weniger spannende Geschichten erzählen oder diverse Dungeons. Die Hauptstory ist absolute Nebensache in diesem Rollenspiel Epos. Man kann wunderbar langsam die große Spielwelt entdecken und sich die Teile raus picken die am meisten Spaß machen.
Persona 5
Mit Persona 5 hatte ich zum ersten Mal seit vielen Jahren mal wieder das Gefühl ein ganz besonderes Spiel zu spielen, was mich von Anfang bis Ende in seinen Bann zieht. Bei zwischen 120 und 150 Stunden Spielzeit ist das zudem noch ein sehr ausführliches Vergnügen. Aber passt ein Spiel was einem permanent Zeitlimits setzt hier wirklich hin? Ja, denn auch wenn ihr bei der Mischung aus JRPGS und Lebenssimulation eure Ziele innerhalb einer gewissen Zeit erfüllen müsst, bleibt genug Zeit das Leben als japanischer Schüler in Tokyo in vollen Zügen zu genießen. Neben euren eigentlich Missionen diverse Dungeons zu absolvieren gibt es so viel drum herum zu tun, dass es euch vor kommt als würdet ihr ewig im virtuellen Tokyo bleiben. Persona ist komplett durchgestylt und durchdacht. Die Geschichte bleibt bis zum Schluss spannend und nimmt sich genug Zeit alle Charakteren den nötigen Platz zu lassen. Die begrenzte Spielwelt ist groß genug und voller Kram den ihr machen könnt um immer interessant zu bleiben. Zugleich aber auch so überschaubar, dass ihr euch irgendwann regelrecht zu Hause fühlt.
RDR2
Red Dead Redemption 2 macht objektiv extrem viel richtig und bietet wahnsinnig viel zu tun. Subjektiv haben erstaunlich viele Menschen ein Problem mit dem Western Epos. Aber warum? RDR2 ist verdammt langsam. Langsam im Sinne von realistisch. Euer Held bewegt sich regelrecht träge, wobei träge eigentlich nicht stimmt. Er bewegt sich normal, wie ein echter Mensch. Dadurch fühlt sich das Spiel langsam an, dazu kommen die langen Ritte durch das amerikanische Nirgendwo. Red Dead Redemption 2 ist ein Spiel was ihr genießen müsst. Schnell durchrennen ist hier nicht erwünscht. Entwickler Rockstar hat eine spektakuläre Open World gebaut und will dass ihr euch diese anschaut.
MMOs allgemein
Auch wenn sich in MMOs mit den Jahren immer mehr Tempo eingeschlichen hat, was dem Genre nach einem kurzfristigen Hoch dadurch das Genick gebrochen hat, sind die Spiele insgesamt sehr gemächlich und bieten so gerne auch mal vierstellige Spieldauer an. Gerade die Klassiker wie das alte WoW oder Guild Wars waren darauf ausgelegt euch lange an den Bildschirm zu fesseln. Es gehörte dazu viel Zeit in das Finden einer Gruppe zu investieren. Der soziale Aspekt war mindestens so wichtig wie das eigentliche Spiel. Genau deshalb rückte der Fortschritt auch gern mal in den Hintergrund. Man half lieber eine Stunde lang einem Gildenkollegen bei seiner Mission als selbst voran zu kommen. Andere Spiele wie Aion waren darauf aus euch mittels Grind einen langsamen Fortschritt aufzudrücken. Das ist sicher eine Frage des persönlichen Geschmacks, aber ich fand auch das immer auf seine eigene Weise angenehm.
Hier findet ihr unsere Retrospektiven zu Guild Wars 1 und Aion mit allen Infos zu den beiden Spielen.
Zelda BotW
Der Switch Ableger der Zelda Reihe ist ebenfalls ein erstaunlich langsames Spiel. Denn die riesige offene Welt ist darauf ausgelegt in eurem Tempo erkundet zu werden. Dadurch, dass es wenig Hinweise oder Questmarker gibt entschleunigt sich Breath of the Wild enorm. Ihr selbst bestimmt wie sehr ihr euch umschaut und werdet gern auch mal dafür belohnt in einen abgelegenen Winkel der Karte zu kraxeln. Dabei hält man immer wieder gerne inne und lässt die Szenerie auf sich wirken. Wie spektakulär das alles auf einer potenten Konsole aussehen könnte! Aber auch so geht euch der Spielspaß nicht all zu schnell aus und das Spiel bietet euch ein ganz eigenes Spielgefühl.
Cities Skylines
Aufbau- und Managementspiele sind schon immer relativ gemächlich gewesen. Sicher gibt es auch Genrevertreter bei denen es mal hektisch wird, aber Cities Skylines ist keiner davon. Ihr habt eure Wirtschaft recht schnell im Griff und konzentriert euch dann vor allem auf den Verkehrsfluss in eurer Stadt. Es passiert schnell, dass Straßen völlig verstopft sind und es absolut nicht mehr voran geht. Wirkliche Auswirkungen hat das allerdings nicht. Das Optimieren des Verkehrsnetzes lädt immer wieder dazu ein dem Treiben auf euren Straßen zuzusehen und kleine Verbesserungen (oder auch nicht) vorzunehmen. Da vergeht eine Stunde und ihr habt am Ende eine Hand voll Straßen umgebaut und schaltet trotzdem zufrieden aus.
Walking Simulatoren
Hier fasse ich euch direkt ein ganzes Genre zusammen, da es kaum Ausnahmen gibt. Walking Simulatoren sind so gut wie immer langsame Spiele. Denn wie der Name schon verrät lauft ihr eigentlich nur durch eine mehr oder weniger große Welt und erlebt eine Geschichte. Der eigentliche Gameplay Aspekt nimmt sich zurück. Manchmal löst ihr auf dem Weg durch die Geschichte ein Paar Rätsel, oft fallen auch diese komplett weg. Dann könnt ihr euch komplett auf die Story und die Welt einlassen. Das Erlebnis kann dabei erstaunlich intensiv werden. Ich liebe die Insel aus Dear Esther mit ihren unterschiedlichen Gebieten und der wunderschönen Musik. Dabei laufe ich einfach nur durch die Welt. Ähnlich sah es beim Nachfolger Everybody’s Gone to the Rapture. Ein absolutes Meisterwerk mit etwas mehr Gameplayanteil ist What Remains of Edith Finch.
VA-11 Hall-A: Cyberpunk Bartender Action
Zu guter Letzt habe ich noch ein Beispiel aus dem, bei uns in Deutschland, ebenfalls sehr nischigen Genre der Visual Novell gepaart mit einer Barkeeper Simulation. In VA-11 Hall-A arbeitet ihr in einer kleinen Bar und führt Gespräche mit Gästen. Dabei serviert ihr ihnen ihre Lieblingsdrinks und verdient damit Kohle um euren Unterhalt zu finanzieren. Der Barkeeper Anteil ist allerdings doch sehr simpel gehalten und lockert die teils sehr langen Gespräche in der Cyberpunk Welt spielerisch auf. Dabei sind es trotzdem gerade die Visual Novel Anteile die VA-11 Hall-A so liebenswert machen. Die skurrilen, aber wahnsinnig interessanten, Gäste sind immer spannend designt. Der richtig tolle Soundtrack trägt noch mehr zur Stimmung bei.
Das war mein Ausflug in die Welt der teilweise sehr unterschiedlichen langsamen Spiele. Vielleicht war der ein oder andere Tipp für euch dabei, da einige Spiele echte Geheimtipps sind. Schreibt gern in die Kommentare was ihr von Games mit eher gemächlichem Tempo haltet!
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