So genannte Service Games sind seit einiger Zeit in aller Munde. Ich möchte mir das Phänomen hier in einem Artikel einmal kritisch anschauen, denn was auf den Papier ganz toll klingt scheitert in der Realität doch reihenweise. Dabei trifft es ausgerechnet die großen Entwickler, die letztendlich unglaublich viel Vertrauen verschenken. Und das Ganze eigentlich auch noch völlig ohne Not.
Was sind Service Games überhaupt?
Aber fangen wir zunächst einmal damit an, was sind diese Service Games überhaupt? Ein Service Game ist ein Spiel, dass vom Entwickler nach Erscheinen für viele Jahre weiter unterstützt und erweitert werden soll. Das Ganze geht dabei weit über das bekannte Maß anderer Spiele hinaus, wo ihr meist einen Season Pass mit ein Paar mehr oder weniger großen Addons bekommt. Oftmals wird von Zeiträumen bis zu 10 Jahren gesprochen.
Die Anfänge der Service Games
Das klingt ja auch ganz toll, euer Lieblingsspiel wird über viele Jahre immer noch größer und besser. Die Idee ist ja an sich auch gar nicht neu. Wir kennen das alles ja schon seit vielen Jahren von MMOs. Diese Onlinerollenspiele sind auch auf unbegrenzte Zeit ausgelegt und werden ständig erweitert. Allerdings musstet ihr für die meisten Abos abschließen und monatlich bezahlen. Alternativ gibt es den Free to Play Ansatz bei dem ihr kostenlos einsteigt und dann für Kleinkram wie Skins zur Kasse gebeten werdet.
Was ist wirklich dran?
Also alles nur mal wieder ein netter Marketing Begriff? Nicht ganz, neben den genannten reinen Multiplayer Titeln bekommen auch auf Singleplayer ausgelegte Open World Spiel das Konzept verpasst. Meistens spielt trotzdem eine starke Multiplayer Komponente eine Rolle. Klingt ja weiterhin nach einer tollen Mischung oder?
Jetzt kommt aber die Realität ins Spiel und hier wird es teilweise richtig dramatisch. Das wohl prominenteste Beispiel dafür wie man es richtig macht dürfte Fortnite sein. Unabhängig davon was man vom Spiel selbst hält funktioniert das Service Konzept hier perfekt. Millionen Spieler stürzen sich jeden Tag aufs Neue in die Schlacht und das alles immer wieder auf der selben Map. Trotzdem ist jeder Durchgang wieder anders und Entwickler Epic verändert in kurzen Abständen diese Karte jedes Mal wieder und fügt neue Elemente bzw. Spielmechaniken ein. Dadurch fühlt sich der Spieler zu Hause und hat trotzdem regelmäßig Neues zu entdecken.
Damit ist ein wichtiger Aspekt, dass es regelmäßig neuen Content für das Spiel gibt um die Leute bei der Stange zu halten. Wie bereits erwähnt sind die Entwickler immer ganz vorne dabei wenn es darum geht so genannte Roadmaps über etliche Jahre zu veröffentlichen und das oft schon vor Release. Leider sind das immer wieder nur Wunschvorstellungen. Prominente Beispiele sind Battlefield 5 und Anthem. Bei beiden Spielen kam der Nachschub sehr schnell ins Stocken und die Spieler langweilen sich. Warum das so ist zeige ich euch weiter unten.
Die Probleme von Service Games
Was uns zur Frage führt, sollte ein neu veröffentlichtes Service Game nicht genug zu tun bieten um solche Verschiebungen verkraften zu können? Leider verstehen die großen Publisher und Entwickler das zu oft etwas anders. Während ich als Spieler ein tolles Grundspiel erwarte und mich dann über regelmäßigen Content Nachschub freue, sieht der Entwickler erst das Konzept und baut drum herum ein Spiel. Das führt dazu, dass Spiele erscheinen die das reine Minimum an Inhalt verbaut haben und die Roadmap soll es dann schon richten. Ich soll also ein Spiel kaufen was höchstens mittelmäßig ist und dem Versprechen glauben, dass es bald ganz toll wird.
Das kennen wir so durchaus als Early Access. Ihr bekommt frühzeitigen Zugang zum Spiel in einer Alpha- oder Beta-Phase zum Spiel, bezahlt dafür einen geringeren Preis und könnt im Optimalfall die Entwicklung auch etwas beeinflussen. Der Unterschied ist, dass das halbgare Service Game euch locker 60€ kostet und ihr natürlich gleich Season Passes kaufen sollt und Micro Transaktionen dürfen auch nicht fehlen. Die Leere im Spiel wird dann versucht mit jede Menge Grind zu kaschieren.
So entstehen dann solche Totalausfälle wie Anthem oder Fallout 76. Bioware und Bethesda haben beide absolute Meisterwerke abgeliefert und ich verstehe völlig dass sie mit dem Service Konzept Geld verdienen wollen. Ich würde sogar so weit gehen und nicht einmal negative Absichten zu unterstellen. Es geht nicht primär darum den Spielern einfach Geld aus der Tasche zu ziehen. Das Verhalten der Entwickler ist einfach dumm-naiv. Die Einstellung wir hauen das halbfertige bzw. halbleere Spiel einfach mal raus und unsere toll geplante Roadmap regelt es dann schon.
Blöderweise ist dann das Grundspiel schon so großer Mist, dass als die Energie in eben jenes gesteckt werden muss um es irgendwie zu retten bevor die Spieler direkt nach Release schon wieder weglaufen. Dadurch kommen die Erweiterungen immer weiter ins Stocken. Anthem ist das Beste Beispiel, bis heue funktioniert das Lootsystem nicht und wir reden hier von einem Lootshooter. Wenn es wenigstens die Bioware-typische tolle Story bieten würde. Aber auch die ist richtig schlecht. Aktuell sieht alles danach aus, dass EA das Spiel einfach fallen lassen wird, da es nicht mehr zu retten ist.
Kleines Update zu Fallout 76
In den letzten Tagen schaffte es Fallout 76 mal wieder in die Schlagzeilen. Aber nicht etwa weil Bethesda das Ruder langsam herum reißt und ein tolles Spiel daraus macht. Nein, auch diesmal haben sie es wieder zielsicher geschafft die Negativspirale noch ein großes Stück weiter zu drehen.
Während die Spieler auf Verbesserungen und Bugfixes warten hat der Entwickler ein Abo Modell eingeführt! Für stolze 15€ im Monat bekommt ihr neben Privaten Servern einige weitere Vorteile die ihr hier nachlesen könnt:
Ich kann mir das Vorgehen nicht so richtig erklären. Die Leute die das gut finden dürften an einer Hand abzuzählen sein. Ich könnte mir nur vorstellen, dass Bethesda eingesehen hat, dass das Spiel nicht mehr zu retten ist und damit jetzt noch Mal so viel Kohle wie möglich abschöpfen möchte.
Wie geht es richtig?
Dabei wäre es doch so einfach. Borderlands 3 zum Beispiel zeigt wie es geht. Das Grundspiel macht Spaß und die unzähligen Waffen die regelmäßig gedroppt werden erzeugen über unzählige Stunden eine Suchtspirale. Auch Assassins Creed Origins hat es gut gemacht. Das Openworld Spiel kam mit toller Kampagne die 80-100 Stunden Spielspaß bot. Ubisoft packte immer wieder Events in die bestehende Welt und sorgte dafür, dass das Spiel auch nach Abschluss der Kampagne noch Stoff zum Reinschauen hatte.
Das ist alles auch nicht neu, auf MMOs sind wir ja schon eingegangen. Aber gerade Guild Wars 1 nahm hier eine Sonderrolle ein. Ihr habt das Spiel gekauft und musstet keine monatliche Gebühren bezahlen. Dafür erschien jedes Jahr ein großes Addon mit neuer Kampagne in einem neuen riesigen Gebiet, jede Menge neuer Skills, Waffen usw. Diese Skills und Waffen waren nicht Mal besser als die vorigen. Es machte einfach Spaß und jeder Teil funktionierte für sich. Auch Rockstar mit GTA Online ist extrem erfolgreich mit dem Konzept.
Also, bleibt als Fazit, gebt mir gerne Spiele die lange supportet werden, egal ob Singleplayer oder Multiplayer, aber baut erst ein tolles Spiel und macht euch dann Gedanken dazu wie es sinnvoll über die Jahre erweitert werden kann. Dann bin ich dazu bereit regelmäßig extra Kohle in das Spiel zu stecken. Das Geld kommt bei guten Spielen von ganz alleine.
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